Die KPH als Akteurin im interreligiösen Dialog und ihre Rolle im Projekt Campus der Religionen in Wien

Elisabeth Waldl widmet sich wieder der ganz zeitgenössischen Architektur in Österreich und gibt uns einen aktuellen Überblick über die Einbettung der KPH Wien-Krems in die Anlage des Campus der Religionen in der Wiener Seestadt Aspern.

Nachdem in den vergangenen Beiträgen des RaT-Blogs schon einiges zum Projekt Campus der Religionen in Wien berichtet worden ist,[1] soll nun eine einzelne Kooperationspartnerin – die Kirchliche Pädagogische Hochschule Wien/Krems – und ihre Rolle in dem Projekt genauer beleuchtet werden. Wie in meinem vorherigen Beitrag stützt sich dieser Text primär auf meine Recherchen und den daraus hervorgegangenen Artikel „The Campus of Religions in Vienna – Interreligious Cooperation in a Unique Form“. Dieser Artikel wurde mittlerweile in dem Buch „Houses of Religions. Visions, Formats and Experiences“ im LIT-Verlag publiziert.[2]

Die Kirchliche Pädagogische Hochschule Wien/Krems (KPH)[3] ist ein wichtiger Bestandteil des Campus der Religionen in der Seestadt Aspern in Wien und ist prägend für die Entwicklung des Konzepts, die architektonische Ausgestaltung und für das angestrebte interreligiöse Leben vor Ort. Schon seit ihren Anfängen wurde die KPH selbst als ein „Haus der Religionen“ gedacht und 2007 zunächst als interkonfessionelle Hochschule gegründet.[4] Sie steht unter der Trägerschaft mehrerer christlicher Kirchen – Altkatholische Kirche, Evangelischen Kirchen A.B. und H.B., Griechisch-Orientalische Kirche, Katholische Kirche und Orientalisch-Orthodoxe Kirchen. Seit dieser Gründungszeit besteht auch enger Kontakt zu Institutionen anderer religiöser Gemeinschaften. Diese Zusammenarbeit entwickelte sich 2015 zu einem Kooperationsvertrag mit der Alevitischen Glaubensgemeinschaft, den Freikirchen, der Islamische Glaubensgemeinschaft, der Israelitischen Religionsgesellschaft und der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft.

Die gemeinsame Trägerschaft und Kooperation von insgesamt zehn unterschiedlichen Religionsgemeinschaften hat das Ziel, Menschen in pädagogischen Berufen, insbesondere in den Religionsfächern, für die Grund- und Sekundarstufe auszubilden sowie Fort- und Weiterbildungen in diesem Bereich anzubieten. Dabei spielen auch die interreligiöse Arbeit und Lehre eine bedeutende Rolle. Direktor Christoph Berger bezeichnet interreligiösen Dialog als eine Kernaufgabe der Hochschule und die KPH als ein „Labor der Zusammenarbeit“.

Die drei zentralen Grundhaltungen im eigenen Selbstverständnis sind: religionssensibel – diversitätsfreundlich – zukunftsorientiert.[5]  Der religiösen Vielfalt wird hierbei in vielen Bereichen Platz eingeräumt. Einerseits gibt es Institute für einzelne religiöse Richtungen: alevitisch, buddhistisch, christlich, islamisch und jüdisch. Andererseits wird dem interreligiösen und interkonfessionellen Aspekt durch Aktivitäten und Forschungsprojekte Geltung verschaffen – in praktischer sowie wissenschaftlicher Hinsicht.[6]

Als aktive Akteurin im interreligiösen Dialog in Österreich war es für die KPH naheliegend, das Projekt Campus der Religionen mit der eigenen Expertise zu unterstützen. Aus dieser Unterstützung wurde dann 2018 eine konkrete Beteiligung mit einem geplanten neuen Hauptstandort der Hochschule am Campus der Religionen in der Seestadt Aspern. Von Seiten aller Beteiligten wurde das großen Potential an Synergien zwischen der Hochschule und dem interreligiösen Campus betont. Als Gründe für die Kooperation wurden etwa inhaltliche Überschneidungen, praktische Vorteile und der Belebungseffekt für den Ort hervorgehoben. Dass eine räumliche Veränderung für die KPH dringend nötig ist, liegt vor allem an dem sanierungsbedürftigen Zustand des Standortes in Wien Strebersdorf. Weiters ermöglicht der neue Hauptstandort eine Zentralisierung, da bislang die Standorte der Hochschule in ganz Wien und darüber hinaus verteilt sind.

In dem geplanten Gebäudekomplex der KPH sollen verschiedene zusammen mit den Religionsgemeinschaften genutzte Einrichtungen entstehen, unter anderem ein Raum der Stille, ein Festsaal und eine Cafeteria. Auch eine gemeinsame Verwaltung der gesamten Anlage, inklusive der Gebäude der Religionsgemeinschaften, soll in der KPH untergebracht werden. Der sehr große Platzbedarf der Hochschule mit 13.500 m² schlägt sich deutlich im Entwurf der Gesamtanlage nieder. Im Siegerentwurf von Burtscher-Durig wird die dominante Struktur etwas aufgebrochen, in vier Einheiten unterteilt und an das Ende des aufsteigenden Platzes im Zentrum des Campus positioniert.[7]

Mit diesem Architekturdesign wurde 2020 ein großer Schritt in Richtung Realisierung des Campus der Religionen getan. Jedoch ist noch ein weiter Weg zu gehen, bevor die KPH ihren neuen Hauptsitz beziehen kann. Christoph Berger rechnet sehr optimistisch mit einer Fertigstellung bis 2025. Ob die Gebäude der Religionsgemeinschaften bis dahin auch schon im Bau sind, ist noch unklar. Die Dringlichkeit ist bei ihnen sicherlich nicht in dem Ausmaß gegeben wie bei der Hochschule. Gemein ist jedoch allen Beteiligten am Campus der Religionen inklusive der KPH, dass die Finanzierung dieses umfassenden Projekts keineswegs geklärt ist.

In der Sicherung der finanziellen Mittel für Bau und Erhaltung der Gebäudeanlage liegt der nächste entscheidende Schritt im Planungsprozess für diese einzigartige Kooperation aus Bildungsinstitution und Religionsgemeinschaften.


[1] Siehe: https://rat-blog.at/2020/10/30/sakralbauten-als-teil-der-stadterweiterung-entwurf-fur-einen-campus-der-religionen-in-wien-seestadt/, https://rat-blog.at/2021/01/29/hauser-der-religionen-als-symbolorte-pluraler-gesellschaften/, https://rat-blog.at/2021/03/19/der-campus-der-religionen-in-wien-als-inter-und-multireligiose-kooperation-organisation-synergien-und-herausforderungen/.

[2] Siehe: https://www.lit-verlag.de/isbn/978-3-643-91203-9

[3] Vgl. www.kphvie.ac.at

[4] Vgl. https://interreligioeserdialog.at/dialoginitiativen-in-oesterreich/initiativen-von-institutionen/kirchliche-paedagogische-hochschule-kph-wienkrems/.

[5] Vgl. https://www.kphvie.ac.at/ueber-uns/hochschule-mit-haltung.html

[6] Vgl. https://www.kphvie.ac.at/interreligiositaet.html

[7] Siehe: https://www.burtscherdurig.at/work/campus-der-religionen/


Bildrechte bei Burtscher-Durig und der KPH (https://www.kphvie.ac.at/service/presse-pr.html).


Rat-Blog Nr. 16/2020

  • Elisabeth Waldl ist Masterstudierende der Religionswissenschaft und Kunstgeschichte der Universität Wien. In der Religionswissenschaft legt sie einen Fokus auf Religionssoziologie, interreligiösen Dialog und islamische Religion und Kultur. Sie ist bei der European Academy on Religion and Society als Analystin tätig, behält dort die Medienlage in Österreich zum Thema Religion und Gesellschaft im Auge und verfasst dazu Artikel.