AM RANDE – der ersten Versammlungssitzung der Bischofssynode (Oktober 2023)

Die italienische Originalversion dieses Textes wurde ebenfalls auf unserem Blog gepostet und kann hier nachgelesen werden.


1. Ich danke Gott aus tiefstem Herzen für die neuartige und schöne Erfahrung von Kirche, an der ich als Experte während der Tage der ersten Sitzung der XVI. Ordentlichen Versammlung der Bischofssynode teilhaben durfte, deren Titel lautet: „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“.

Die Anordnung der Teilnehmer*innen, die sich um die Tische im stimmungsvollen Raum des Saals Paul VI. versammelt hatten, umfasst von der Skulptur des auferstandenen Christus, der mit dem Hauch des Geistes siegreich aus dem dunklen Krater hervorgeht, der von Hass und Gewalt verursacht wurde – gestern wie heute, wie wir es in diesen Tagen auf tragische Weise erleben –, mit der diskreten und liebevollen Ikone von Maria Theotokos und Mater Ecclesiae auf der rechten Seite, beschreibt die Atmosphäre des Gebets, der Meditation, des Dialogs und der Geschwisterlichkeit, die die Vollversammlung kennzeichnete, und die – wie im Synthesebericht der Ergebnisse seitens der Ortskirchen zu lesen ist – „vergleichbar [ist] mit dem biblischen Bild des Hochzeitsmahls (Offb 19,9), […] sinnbildlich für eine synodale Kirche und ein Bild für die Eucharistie, die Quelle und der Höhepunkt der Synodalität ist, in deren Mittelpunkt das Wort Gottes steht“ (1. c).

Es ging dabei vor allem um Folgendes: Haltmachen, um zu lernen, einander zu begegnen, zuzuhören, miteinander im Heiligen Geist zu reden. Und dadurch den von uns verlangten Schritt nach vorne zu vollziehen, uns auf die Wellenlänge des Heiligen Geistes einzustellen, indem wir uns – in Treue zur Wurzel des Evangeliums und zum Strom der lebendigen Überlieferung – von Ihm als Kirche des dritten Jahrtausends, als Volk Gottes auf dem Weg, als „Feldlazarett“ und als Prophetie des Friedens formen lassen.

2. Es war vielleicht Mutter Ignazia Angelini – ehemalige Äbtissin des Benediktinerklosters von Viboldone in der Nähe von Mailand – die die treffendste Interpretation dessen lieferte, was bei dieser Versammlung erlebt wurde. Nachdem sie zusammen mit dem Dominikaner P. Timothy Radcliffe den gesamten Verlauf der Synode mit gemeinsam diktierten biblischen Meditationen begleitet hatte, kam Mutter Ignazia zu dem Schluss, dass mit der Synode, ohne dabei großes Aufsehen zu erregen, ein heilsamer … subversiver Akt vollzogen wurde.

Sie hat uns also dazu aufgefordert, gegen den Strom zu schwimmen, um dem von Jesus vorgezeichneten Weg zu folgen, der nicht der der Polarisierung ist, der bis zur Dämonisierung und sogar zur Eliminierung des Gegners führen kann. Die Frage, bei der man in diesem Fall endet und wie in einer Falle gefangen bleibt, lautet: „Aber du – auf welcher Seite stehst du?“

Wir müssen ein neues Kapitel aufschlagen und neu lernen – so hat es Papst Franziskus nachdrücklich unterstrichen –, Stille zu halten, „um auf die Stimme des Vaters, auf den Ruf Jesu, auf das Seufzen des Geistes zu hören“. „Beten wir dafür – so der Papst weiter –, dass die Synode kairós der Geschwisterlichkeit sei – ein Ort also, an dem der Heilige Geist die Kirche vom Geschwätz, von den Ideologien und den Polarisierungen reinigt“.

Ist das die Synode gewesen? Ich denke schon.

Gewiss wurde ein kleines Samenkorn, ein Senfkörnchen – wie jenes, von dem Jesus im Gleichnis des Himmelreiches spricht – im Zeichen des Glaubens an Gott und der Hoffnung für den Weg der Menschheit gesät. Nun, bis zur zweiten Sitzung im Oktober 2024, haben die Kirchen auf der ganzen Welt ein Jahr lang die Verpflichtung, zu unterscheiden und auf die Probe zu stellen, was bisher alle gemeinsam, in der Einübung dieses Zuhörens, empfangen konnten, um es Früchte hervorbringen zu lassen.

Unter dem Blick Mariens lernt man von ihr – wie Mutter Ignazia unterstrich – die „Glückseligkeit des Schoßes“, der, indem er das Wort in sich empfängt, die Keime neuen Lebens gebiert und begleitet. Wie das Evangelium erzählt: „Da erhob eine Frau aus der Menge ihre Stimme und rief ihm zu: ‚Selig der Schoß, der dich getragen hat!‘ […] Er aber erwiderte: ‚Ja, selig sind vielmehr, die das Wort Gottes hören und es befolgen!‘“ (Lk 11, 27-28).

3. Eine Übung also, um – trotz aller Einschränkung und Vorläufigkeit – zu lernen, eine Kirche zu sein, die „Haus“ und „Schule“ der Gemeinschaft und des Dienstes ist, wie es Johannes Paul II. in Novo millennio ineunte herbeigewünscht hatte.

Ein erstes Mal: Wie in der Konstitution Episcopalis communio festgelegt ist, fünfzig Jahre nach der Einsetzung der durch Paul den VI. eingeführten Bischofssynode, um die gesamte Kirche in die Gnade des Zweiten Vatikanischen Konzils einzubeziehen.

Ein erstes Mal: Weil es ein – vielleicht könnte man sagen: aus Gnade über alle Erwartungen hinaus gelungener – Ausdruck nicht nur der „kollegialen“ Gemeinschaft der Bischöfe, sondern der „synodalen“ Gemeinschaft des gesamten Volkes Gottes ist, das auch durch die Zeugen – Laien, Ordensmänner und -frauen, Menschen, die an den schwierigsten und sogar extremsten Grenzen arbeiten – des in den Ortskirchen durchgeführten Synodalprozesses vergegenwärtigt wurde, ohne dadurch den bischöflichen Charakter der Synode zu verändern.

Eine Ikone der einen und katholischen Kirche, mit dem sie auszeichnenden ökumenischen Hauch, gefördert durch die ökumenische Gebetswache zur Eröffnung und durch die aktive Präsenz der brüderlichen Delegierten.

4. In einer Art vorläufiger Bilanz bringt der Synthesebericht im 20. und zugleich letzten Kapitel Folgendes zum Ausdruck:

Auch wenn die Versammlung die Ermüdung des „gemeinsamen Weges“ erlebt hat, hat sie die vom Evangelium hervorgerufene Freude wahrgenommen, das Volk Gottes zu sein. Die für diesen Moment des synodalen Weges vorgeschlagenen Neuerungen wurden allgemein begrüßt. Die offensichtlichsten sind: der Übergang der Feier der Synode von einem Ereignis zu einem Prozess (wie in der Apostolischen Konstitution Episcopalis communio angegeben); die Anwesenheit anderer Mitglieder, Frauen und Männer, neben den Bischöfen; die aktive Anwesenheit der brüderlichen Delegierten; die geistlichen Exerzitien zur Vorbereitung der Versammlung; die Feier der Eucharistie in St. Peter; die Atmosphäre des Gebets und die Methode des Gesprächs im Geist; die Anordnung der Versammlung in der Aula Paul VI.

Das grundlegende Verdienst, und zwar nicht nur auf theologischer Ebene, – worüber ausgehend von den Dokumenten der Internationalen Theologischen Kommission Sensus fidei (2014) und Synodalität im Leben und in der Mission der Kirche (2018) ein breiter Konsens festgestellt wurde – sondern auf der Grundlage der gelebten Erfahrung, ist dies: Die Synodalität bildet wirklich den „Modus vivendi et operandi (die Lebens- u. Wirkungsweise)“ der Kirche als Volk Gottes und als Gemeinschaft, mit der Beteiligung aller Getauften an der Ausübung des sensus fidei und der vom Heiligen Geist für Mission und Dienst freigiebig gespendeten Charismen, unter Leitung der Hirten in kollegialer Gemeinschaft untereinander und mit Petrus.

Letztlich handelt es sich darum, die Ekklesiologie des Zweiten Vatikanischen Konzils zu konkretisieren, indem sie in einer kreativen Rezeption neugestartet wird und die Kirche – wie Papst Franziskus in Erinnerung gerufen hat – als „Verortung“ der Dreifaltigkeit in der Geschichte erlebt wird. Das bedeutet, die Kirche als greifbares Zeichen und zuverlässiges Werkzeug der Gegenwart der Liebe Gottes für alle, alle, alle in Jesus zu erleben, wie im Synthesebericht 2.a zu lesen ist:

Die Kirche ist „ein Volk, das durch die Einheit des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes zusammengefügt“ ist (LG 4). Der Vater bezieht uns durch die Sendung des Sohnes und die Gabe des Geistes in eine Dynamik der Gemeinschaft und der Sendung ein, die uns vom „Ich“ zum „Wir“ führt und uns in den Dienst der Welt stellt. Synodalität setzt die trinitarische Dynamik, mit der Gott den Menschen begegnet, in geistliche Haltungen und kirchliche Prozesse um. Damit dies geschehen kann, müssen sich alle Getauften verpflichten, ihre Berufung, ihr Charisma und ihren Dienst wechselseitig auszuüben. Nur so kann die Kirche wirklich zu einem „Gespräch“ in sich selbst und mit der Welt werden (vgl. Ecclesiam suam 67), indem sie nach dem Vorbild Jesu Seite an Seite mit jedem Menschen geht.

Wie dann unter 2c desselben Syntheseberichts zu finden ist, folgt daraus:

Die Erneuerung der christlichen Gemeinschaft ist nur möglich, wenn der Primat der Gnade anerkannt wird. Wenn es an geistlicher Tiefe fehlt, bleibt die Synodalität eine kosmetische Erneuerung. Wir sind jedoch aufgerufen, nicht nur eine anderswo gewonnene geistliche Erfahrung in gemeinschaftliche Prozesse zu übertragen, sondern tiefergehend zu erfahren, wie geschwisterliche Beziehungen Ort und Form einer echten Begegnung mit Gott sind.

5. Aus dieser Perspektive wurde das „Gespräch im Geist“ – mit allen Ausarbeitungen und Kontextualisierungen, die dafür unternommen werden müssen – als die Methode erfahren, aus der der Weg der Kirche seinen Lebensatem empfängt.

Diese Methode ermöglicht, – und das war spürbar – dass die Kirche als Ort der Gegenwart Jesu, des Gekreuzigten/Auferstandenen inmitten seines Volkes, gestaltet wird, an dem das Unterscheiden dessen umsetzbar ist, was der Heilige Geist ihr in Treue zu ihrer Sendung und mit Aufmerksamkeit auf die Zeichen der Zeit und die soziokulturellen Kontexte empfiehlt, um dadurch zur Formulierung von durch den Glauben inspirierten und geschichtlich einschneidenden Antworten auf die Fragen und alarmierenden Schmerzensschreie zu gelangen, die sie als Kirche herausfordern.

Pierangelo Sequeri hat es so zum Ausdruck gebracht:

Wenn wir über kirchliche Synodalität sprechen, dann ist die Form auch der Inhalt: Das Ziel einer „Synode über Synodalität“ – [ein Titel], der aus rein theoretischer Sicht fast wie ein schwer zu lösendes Rätsel erscheinen könnte, welches dadurch gelöst wurde, dass wir es als eine spirituelle Erfahrung des gegenseitigen Zuhörens annahmen… Am Ende erscheint uns dieses offensichtliche und wohlbegründete Ergebnis der Gesprächsnatur der Kirche ein unerwartetes und unumkehrbares Verdienst, das uns, wie ein unschätzbares Geschenk, bereits in dieser, wenn auch noch zwischenzeitlichen, Phase des synodalen Ereignisses erreicht. Wir alle müssen sofort einen Weg finden, davon zu profitieren, indem wir es in einen Wendepunkt für die Kirche verwandeln, die wir sind, für die Kirche, die kommen wird

Il Sinodo fino alle vite comuni. Per cerchi concentrici, in: Avvenire, 31. Oktober 2023.

Daher ein in vielerlei Hinsicht entscheidender Schritt nach vorne: Eine dem Evangelium entsprechendere Weise, Kirche zu sein, ist möglich, eine neue Weise – weil sie so alt ist wie das, was „von Anfang an“ war – das Evangelium als Kirche zu verkünden und zu bezeugen ist umsetzbar.

6. Der Weg hat gerade erst begonnen. Geduld und Ausdauer müssen mit Weisheit und Klugheit einhergehen, aber auch mit dem Schwung und dem Mut zum Risiko.

Ich rufe nur drei Aspekte in Erinnerung, die meiner Meinung nach Aufmerksamkeit erfordern und deren Berücksichtigung bei der Fortsetzung des Weges in den Ortskirchen während dieses Jahres von Nutzen sein kann.

  1. An erster Stelle muss der spezifische Gegenstand der Synode immer stärker in den Fokus gerückt werden – nämlich die Aktivierung der synodalen Dynamik, welche dem Kirche-Sein eigen ist, und zwar als Gemeinschaft in der Teilhabe, von der aus die Schönheit und die Kraft des Evangeliums für die Mission ausstrahlt. Und das ist wesentlich, um sich nicht in einer Vielzahl von Fragen zu verlieren, auch wenn sie brennend sind, sondern unter ihnen jene zu unterscheiden, die – gerade auf Grundlage einer wirksamen Ausübung der Synodalität –, in der richtigen Weise und zu gegebener Zeit, angegangen werden müssen. Aus diesem Grund ist es notwendig, die „Hierarchie der Wahrheiten“ auf denen das Wesen und die Sendung der Kirche beruhen, vor Augen zu behalten, indem unterschieden wird zwischen dem, was wesentlich und dem, was zweitrangig ist, was bleiben muss und was sich ändern kann; und, auf der anderen Seite, die „Hierarchie der Prioritäten“ die einer Untersuchung unterzogen werden müssen, um zu wirksamen und weitsichtigen Entscheidungen zu gelangen – durch die Umsetzung einer gesunden „Dezentralisierung“, mit der Aufwertung der stets im Geiste der Gemeinschaft und im Geiste des „Austauschs von Gaben“ örtlich gemachten Erfahrungen.
  2. An zweiter Stelle ist es notwendig, das Verfahren derVollversammlung und, im Allgemeinen, der synodalen Prozesse auf Ortsebene sorgfältig zu präzisieren und kompetent umzusetzen. Die Vollversammlung hat im Vergleich zu früheren Synodensitzungen sicherlich einen Qualitätssprung vollzogen, aber sie muss noch weiter kalibriert und verfeinert werden, da sie sich nicht immer auf der Höhe der Inspiration gezeigt hat, aus der sie hervorgegangen ist.
  3. An dritter Stelle muss die epochale Tragweite des stattfindenden kulturellen, sozialen und geopolitischen Wandels (es genügt, an das zu denken, was wir heute erleben!), für den ein, meiner Meinung nach, noch zu wenig ausgeprägtes Bewusstsein vorhanden ist, für die Entschlossenheit der Mission der Kirche berücksichtigt werden, um darauf nach dem Plan der Liebe Gottes zu antworten, d. h. in kreativer Treue zum verkündeten, bezeugten und inkarnierten Evangelium Jesu: nicht nur durch die wirksame, innerhalb der christlichen Gemeinde erlebte, Gemeinschaft, sondern auch durch ihre Gegenwart als Licht, Sauerteig, Salz im Teig der Gesellschaft und der Geschichte, entsprechend der Berufung des Volkes Gottes in seiner Laienfunktion.

7. Wenn man das bisher Gesagte berücksichtigt, ausgehend vom Synthesebericht und auf der Grundlage der Konvergenz hinsichtlich der Methode des „Gesprächs im Geist“, lassen sich mindestens sechs Hauptbereiche erkennen, auf die sich die Unterscheidung konzentrieren muss:

  1. Die weitere Fokussierung auf den Begriff der Synodalität, auf die Praxis, die ihn zum Ausdruck bringt, und seine performative Aktualität im von uns durchschrittenen Epochenwandel; wie im Synthesebericht zu lesen ist: „ … man kann sagen, dass die synodale Praxis Teil der prophetischen Antwort der Kirche auf einen Individualismus ist, der in die Verschlossenheit in sich selbst führt, einen Populismus, der spaltet, und eine Globalisierung, die homogenisiert und verflacht. Sie löst diese Probleme nicht, sondern bietet eine alternative Art des Seins und Handelns, die eine Vielzahl von Perspektiven bietet. Diese hoffnungsvolle Alternative gilt es weiter zu erforschen und zu beleuchten.“ (1.l);
  2. Die Hervorhebung der Merkmale, die das Gesicht einer synodalen Kirche im Hinausgehen in die Nachfolge Jesu beschreiben: Kirche des Zuhörens und des offenen Empfangs für „alle, alle, alle“ sein; arme Kirche und Kirche der Armen sein, was keine Parole ist, sondern dem Bewusstsein einer realistischen Annahme der prophetischen Sendung zur Umkehrung jener Werte Stimme verleiht, die das Evangelium verkündet und bezeugt; das Zeugnis der Wahrheit mit dem Zeugnis der Liebe und Barmherzigkeit aus der Tiefe artikulieren; die Kirche als eine und zugleich vielfältig, als dynamische Harmonie der Unterschiede gemäß der Logik des Polyeders, erleben; die Überprüfung des Katechumenenweges zum Zugang zum Glauben und zur Teilnahme am Leben der christlichen Gemeinschaft; beginnend mit dem konkreten Tragen – aber mit dem Augenmerk auf die Entlarvung und Entschärfung der perversen und alles durchdringenden strukturellen Mechanismen, die sie verursachen – von Armuts-, Ungerechtigkeits- u. Ausgrenzungssituationen;
  3. Auseinandersetzung mit der Schlüsselfrage der Beziehung zwischen Autorität und Beteiligung/Mitverantwortung, in deren Kontext die folgenden Fragen gestellt werden müssen, die betreffen: die verschiedenen Bereiche der Autoritätsausübung in der Kirche, mit der Aufwertung der verschiedenen Kompetenzen; die Präsenz und Sendung der Frauen: Es bedarf – endlich (!) – eines konkreten prophetischen Sprungs, der von der Neuheit des Evangeliums spricht; die Bedeutung und Artikulation des Amtes (des ordinierten/geweihten, eingesetzten, ausgeübten Amtes gemäß der Phantasie des Heiligen Geistes und den Erfordernissen des Kontexts, auf allen Ebenen des Lebens der Kirche);
  4. Die Klärung der Gestalt und der Ausübung der Gremien und Strukturen der Synodalität auf der Ebene der Ortskirche, der Bischofskonferenz, der Kontinentalversammlung, der Bischofssynode, mit einer erneuerten Form des Verständnisses und der Ausübung des Petrusdienstes an der Einheit;
  5. Die Vertiefung der Artikulation zwischen der Dynamik der Entscheidungsfindung (decision-making) und der Beschlussfassung (decision-taking) im Synodalprozess;
  6. Die strategische Zentralität der Ausbildung – in synodaler und missionarischer Kirchenperspektive – aller in der Einheit der christlichen Nachfolge, und jedes/jeder Einzelnen in der Besonderheit der unterschiedlichen Berufungen, indem der gemeinsame und aktive Beitrag aller zu diesem Prozess für alle gefördert wird.

8. Es scheint mir, dass man in all dem eine Reifung des kirchlichen Bewusstseins erkennen kann, die in die Richtung dessen geht, was man, einer charismatischen Intuition von Chiara Lubich folgend, als Ekklesiologie der „mystischen Rose“ bezeichnen kann, in der „sich das Knospenherz (in der Art und in Wiederholung der Dreifaltigkeit) in viele Blütenblätter unterscheidet, von denen jedes sich zur Rose formt, um sich seinerseits [von den anderen Rosenblättern] zu unterscheiden“… eine Kirchengestalt, die sich um den auferstandenen – unter zwei oder mehreren gegenwärtigen – Jesus verwirklicht, um „zum Lob und zur Wiederholung der Dreifaltigkeit“ auszustrahlen und sich zu vermehren, was uns so im Ausgang dazu drängt, selbst die schmerzhaftesten und brandigsten Wunden des Fleisches und der Seele der Menschheit zu berühren und mit der Liebe Gottes zu verbinden.

* * *

Um ein maritimes Bild zu verwenden: Das Schiff, das mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil seine Segel im Wind des Geistes entfaltet hatte, hat sich nun – mit einem heilsam kräftigen Ruck – wieder flottgemacht und kann die Weite nehmen. Die Zeit ist kurz geworden. Die Bedrohung ist wirklich groß… Aber Jesus spornt an: „Habt Mut: Ich habe die Welt besiegt!“ (Joh 16,33).


Photocredits: (C) Vatican Media

Übersetzung des italienischen Originals: Eduard Prenga. Unter Mithilfe von Marian Weingartshofer, Daniel Kuran und Marco Fiorletta.


RaT-Blog Nr. 20/2023

  • Piero Coda (geb. 1955) ist ein italienischer Philosoph und Theologe, Professor für systematische Theologie in Loppiano/Florenz und Begründer der trinitarischen Ontologie. Er ist Mitglied des Dikasteriums für den interreligiösen Dialog sowie Generalsekretär der Internationalen Theologischen Kommission.